Lärmbelästigung durch Nachbarn in der Wohnung

So lokalisiert die Akustische Kamera die Störgeräusche von Nachbarn

In Mietshäusern ist es ganz normal Geräusche aus den Wohnungen seiner Nachbarn hören zu können. Die meisten Geräusche lassen sich meist nicht vermeiden. Aber natürlich müssen Mieter störende Lärmquellen nicht akzeptieren. Gerade Geräuschquellen wie laute Fernseher und Musikanlagen und schreiende Kinder oder bellende Hunde können sehr anstrengend sein.

Wenn die eigene Wohnung nicht mehr nutzbar ist, weil der Lärm aus den Nachbarwohnungen zu groß ist, liegt Lärmbelästigung vor. Im Normalfall können Mieter sich dann beschweren oder die Polizei rufen. Aber was können Mieter tun, wenn z.B. der Fernseher des Nachbarn bei Zimmerlautstärke bereits zu laut ist? In hellhörigen Mietshäusern kann es sein, dass man mehr von seinen Nachbarn mitbekommt, als einem lieb ist. Dann helfen auch Beschwerden oder die Polizei nicht weiter. Vielleicht kann jedoch die Schallisolierung der Wände verbessert werden, insbesondere wenn eine Leckage vorliegt.

In diesem Anwendungsbeispiel zeigen wir, wie Messungen mit der Akustischen Kamera helfen können die Lärmbelästigung in hellhörigen Mietwohnungen zu reduzieren. In diesem Fall liegt Lärmbelästigung aufgrund der Hellhörigkeit zwischen zwei Wohnungen vor. Die Mieter beider Wohnungen möchten die Schallisolation verbessern und die Hellhörigkeit reduzieren. Dazu werden akustische Messungen an der Wand durchgeführt, welche zwischen den Wohnungen liegt.

Messaufbau der Akustischen Kamera

Die Transmissionsmessungen wurden an einer Trockenbauwand zwischen Schlafzimmer (Zimmer 1) und Wohnzimmer (Zimmer 2) durchgeführt. Dazu wurde jeweils in einem der Räume eine Referenzschallquelle positioniert, während entsprechend im anderen Zimmer eine Messung mit der Akustischen Kamera stattfand (siehe Abbildung 1). Bei einer Messung wurde auch Kindergeschrei neben der Referenzschallquelle eingesetzt. Verwendet wurde das Mikrofonarray Ring48 AC Pro mit einem Durchmesser von 75 cm. Dieses Array erlaubt zweidimensionale Beamforming-Messungen bis zu einer unteren Grenzfrequenz um 400 Hz. Zur Datenverarbeitung verwendet die Akustische Kamera den eigenen Datenrekorder mcdRec.

Schallquellenanalyse in NoiseImage

Leckagen in der Schallisolierung können auf einem Akustischen Bild identifiziert werden. Ein Akustisches Bild zeigt die Schallquellen als Farbkarte über dem optischen Bild. In Abbildung 2 ist ein Akustisches Bild in der Software NoiseImage zu sehen. Es zeigt, dass der maximale Schalldruckpegel und die Dynamik der akustischen Karte auf der Seitenleiste ausgewiesen sind. Die Dynamik bezeichnet die Differenz zwischen minimaler und maximaler Amplitude. Außerdem sind relevante Messinformationen wie Samplingrate, Integrationszeit, Frequenzbereich, Fokus und verwendeter Algorithmus zu sehen. Zur Lokalisation der Leckage wurde der Frequenzbereich zwischen 400 Hz (untere Frequenz des Arrays) und 2 kHz gewählt (siehe Abbildung 3). Das liegt darin begründet, dass im Spektrum bis 2 kHz eine deutliche Transmission zu erkennen ist und die Amplitude kaum von der Frequenz abhängig ist. Ab 2 kHz ist hingegen eine starke Abnahme der Amplitude sichtbar.

Ergebnis der akustischen Messung und Analyse mit der Akustischen Kamera

Zunächst wurden Messungen im Wohnzimmer (Zimmer 2) durchgeführt. In der Abbildung 4 ist ein spektrales Foto des Messergebnisses zu sehen. Es sind drei Schallquellen auf dem Akustischen Foto zu erkennen, von denen zwei eindeutig auf den Ort der Transmission hinweisen. Neben der Referenzschallquelle wurde bewusst Kindergeschrei eingesetzt. Dazu sollten die Kinder vom Mieter im Schlafzimmer (Zimmer 1) anstelle der Referenzschallquelle Lärm machen. Das Kindergerschrei war während der Messung deutlich vernehmbar und ist im Spektrogramm (Abbildung 5) sichtbar. Auch im Schlafzimmer (Zimmer 1) kann eine linienförmige Quelle mit zwei Hotspots auf dem Akustischen Foto identifiziert werden (siehe Abbildung 6). Die Erhöhung der Schallquelle in der Ecke resultiert wahrscheinlich aus einer zusätzlichen Wandreflexion.

Die deutliche Transmission konnte an dem Spalt oben an der Wand lokalisiert werden.  Aus bautechnischen Gründen muss dieser Spalt zwischen Wand und Decke dort bestehen. Er wurde bereits akustisch abgedichtet. Die Akustische Kamera zeigt jedoch, dass diese Abdichtung nicht durchgehend (gut) funktioniert. Aus Sicht des Wohnzimmers befindet sich die Leckage auf der linken Seite, während sie aus Sicht des Schlafzimmers auf der rechten Seite identifiziert wurde. Abgesehen von dieser Stelle waren keine weiteren Leckage-Stellen in der Schallisolation der Wand identifizierbar. Die Lokalisierung der Schallquellen deutet somit eindeutig auf den Spalt als Schwachstelle.

Die Problemstelle an der Wand konnte mithilfe der Akustischen Kamera gefunden werden. Nun können wichtige Maßnahmen unternommen werden, die zur erhöhten Schallisolation und somit zur Lärmreduzierung in beiden Wohnungen führen. Die Lärmbelästigung im Raum kann in Folge der Messung mit der Akustischen Kamera so effektiv reduziert werden, da alle Maßnahmen zielgerichtet die Schwachstellen beseitigen können.